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Reiseblog

Via de la Plata / Caminho Portugais de la Costa 22

Mittwoch, 20. April 2022 - 15:37 Uhr
Palas de Rei - Arzúa

Der Erste ist heute tatsächlich um 05:15 Uhr herumgetrampelt.
Das alleine wäre ja kein Problem gewesen. Hingegen, dass mein Fenster auf den Durchgang hinaus ging schon. Bewegte sich etwas im Flur, so flammte sofort das Licht an und leuchtete damit mein Zimmer aus. Am Vorabend ging das bis 23:00 Uhr so. Wenn ich denn nun schon mal wach war, so konnte ich auch gleich aufstehen.

Start war dann kurz vor 07:00 Uhr. Es war noch dunkel. Und trotzdem hatte ich nicht als einzige diese Idee. Da waren schon viele die offenbar ein Wettrennen absolvieren wollen. Da machen meine Beine dann nicht mit. Aber ich habe ja bereits gelernt wo meine Grenzen sind.

Auf meinem Stockwerk haben vier Gäste übernachtet, die mich nun schon mehrere Tage begleiten. Das heisst, man sieht sich immer wieder irgendwo. Einer davon traf ich am frühen Morgen, Walter aus Peru. Den hatte ich nun ja schon einige Tage nicht mehr gesehen und ehrlich gesagt dachte ich ja, er sei längst schon über alle Berge. Er gab dann zu jetzt nicht mehr ganz so schnell zu laufen, da er sehr grosse Schmerzen habe. Ich wünsche ihm ehrlich, dass er den Camiño noch beenden kann.

Die Horden an Jungen Leuten die am Vorabend so lange einen unglaublichen Krawall veranstalteten, sie wurden ja eigentlich ein Stockwerk unterhalb einquartiert aber durch den Treppengang hörten wir sie sehr gut, waren ebenfalls bereits auf den Beinen.

Voller Elan bin ich dann sogleich ins erste offene Café gegangen. Einige andere Pilger machten es mir überfallartig nach. Die Verkäuferin schaute relativ verdutzt aus der Wäsche.

Das Wetter war folgendermassen: April, April der macht was er will!
Im einen Moment regnet es fein, dann stärker.
Ich ziehe Regenhose und Regenjacke an. Kaum angezogen und ca. 10 Schritte gegangen, kommt wieder die Sonne hervor. Trotz voll aufgedrehter Klimaanlage in der Regenjacke, ich kann unter den Armen einen Reissverschluss öffnen, wähnt man sich dann sogleich in einer Finnischen Sauna!
Also über kurz oder lang alles wieder demontieren.
So geht das die gesamten 21 km.
Dann habe ich die Schnauze gestrichen voll von diesem doofen Spiel der Natur und lasse mir in einem Restaurant ein Taxi rufen.
Ich habe mir nämlich vorgenommen morgen auch noch zu laufen. Allerdings werden es dann 34 km und da muss ich mich heute mit den vorgenommenen 31 nicht überfordern. Ausserdem wollte ich ganz gerne mal wieder unter der Dusche stehen und warmes Wasser geniessen. Sind um 18:00 Uhr alle anderen geduscht, geht es mir so wie gestern: Kaltwasser!! Darauf kann ich nun gut und gerne verzichten! Nebenbei gesagt: ich habe etwas genug von den unglaublich vielen Menschen unterwegs. Und die können schwatzen!
Die Spanier und Portugiesen können wirklich sehr vieles, sehr gut, ausser leise.
Das können sie nun wirklich nicht!

Auf dem Weg traf ich heute auf eine besondere Kirche. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und war zuerst ein Tempel. Es gab ein Benediktiner Kreuz zu bestaunen. Die Pilger fanden hier früher Zuflucht. Damals waren sie ja schliesslich noch nicht so sehr verwöhnt mit vielen Herbergen wie wir heute.

Morgen werde ich mir den Luxus gönnen mein Gepäck transportieren zu lassen. Dafür kann ich endlich meine neueste Errungenschaft ausprobieren: Wanderstöcke! Juhuui dann sause ich ja vielleicht den anderen auch endlich um die Ohren. Obwohl das ist überhaupt gar nicht mein grösstes Bedürfnis. Ich habe ja schon ein Bett auf sicher gebucht ca. 9 km vor Santiago de Compostela.

Dienstag, 19. April 2022 - 23:11 Uhr
Portomarin - Palas de Rei

Es war ein etwas besserer Tag als gestern. Aber auch heute war ich nicht besonders schnell. Dafür flitzten mir alle anderen besonders schnell um die Ohren.

Es ging stark hinauf. Mehrere Kilometer weit. Von der Weitsicht konnte man allerdings nicht sehr profitieren. Dafür hatte es zu viele Regenwolken.

Laut dem Pilgerführer sollten es heute weniger als 25 km werden. Tatsächlich wurden es 27 km

Zum Glück habe ich in der Herberge gesagt ich wisse nicht wann ich ankommen würde. Denn wenn ein reservierten Bett bis 18:00 Uhr noch nicht besetzt ist, wird es weiter gegeben.

Ich hatte das Glück, dass mich jemand beim Kilometerstein 78 km abfotografierte. Angekommen in der Herberge sind es noch ca. 66 km bis zur Kathedrale. Das bedeutet, ich habe 2 × über 30 km vor mir.
Aber ich mache mir nicht Stress. Wenn ich die Strecke nicht schaffen kann, rufe ich mir ein Taxi. Das noch lieber als den Körper übernehmen, so dass ich nicht mehr ins Ziel komme.

Montag, 18. April 2022 - 20:01 Uhr
Sarria - Portomarin

Es war heute einfach nur Mühsam. Ich bin kaum vorwärts gekommen, hatte am ganzen Körper Schmerzen und benötigte mehr Pausen als normalerweise. Dabei ist der Weg eine halbe Wander Autobahn.

Was mich hingegen freute war, viele hatten zum erstenmal überhaupt Freude an meinem Wagen. Es waren aber auch hauptsächlich Pilger die erst in Sarria gestartet sind.

Ich habe heute ein weiteres Paket zur Post gebracht mit Dingen die ich nicht mehr brauche. Jetzt sind ca. 10 kg nach Hause gegangen. Alles Sachen die ich entweder gar nicht erst hätte mitnehmen sollen, oder Kleinigkeiten die sich anhäuften.

Ich habe heute die Tage in Compostela und dann die Busfahrten nach und von Fisterra organisiert. Diese Strecke werde ich nämlich definitiv nicht zu Fuss machen! Das ist mir zu bergig!

Sonntag, 17. April 2022 - 21:04 Uhr
Triacastela - Sarria

Aua! War heute das erste an das ich heute beim aufstehen dachte. Aua! Ich habe Muskelkater!
Gestern ging es sehr stark und lange nach unten.

Für heute wollte ich klüger sein. Als erstes packte ich mein Gepäck neu, in der Hoffnung das Gewicht etwas besser verteilen zu können und damit den Wagen etwas gleichmässiger zu balancieren. Es gelang mir nicht! Dafür aber habe ich bereits gestern begonnen vieles auszusortieren um morgen ein weiteres Paket zur Post zu bringen. Alles unnötige wird so gleich ausgestaubt. Ich habe somit definitiv nichts unnötiges dabei. Das sollen mir die anderen nörgler (das ist aber viel Gepäck!) Erst einmal nachmachen! Die ewigen nörgler mache ich seit neuestem mundtot indem ich zurück gebe: du hast auch viel Gepäck! Ausserdem habe ich bestimmt weniger dabei als die anderen. Nur sieht man das bei denen nicht. Die haben nur 1 Rucksack. Ich habe die Tasche mit dem Gepäck und einen Tagesrucksack. Irgendwo muss ich ja schliesslich das Getränk haben!
Aber ja es stimmt schon, hier im Norden ist die Restaurant Dichte sehr hoch und öfters kommt man an einem Brunnen vorbei der Wasser ohne Chlor führt. In den Häusern kann man das Wasser nicht trinken ohne dass man den Eindruck hat, einen Schluck aus dem Pool genommen zu haben.
Als besonders schwierig empfand ich es jetzt an Ostern abzuschätzen wo was offen sein könnte. Ich habe nämlich beschlossen, nicht mehr 2 mal pro Tag in einem Restaurant essen zu gehen. Das bedingt eben auch einen täglichen Einkauf für ein Sandwich oder etwas anderes. Ich habe so deutlich weniger Stress und für den Magen ist es ja auch besser, wenn ich die Essenszeiten etwas besser einteilen kann.

Heute abend schlafe ich wieder in einer sehr einfachen Herberge. Was ich mich da frage ist: wieso nur haben sie überall so wenig Platz in der Höhe für das untere Bett? Da kann man sich nur den Kopf anschlagen. Es geht gar nicht anders.

Den Weg habe ich mir heute ein wenig abgekürzt. Ich habe mir nämlich gedacht: aus irgendeinem Grund wird für die Velo Pilger ja ein anderer Weg vorgeschlagen. Also kann es sein, dass irgendwo ein Hindernis ist, das auch ich mit dem Wagen nicht so einfach überwinden kann. Also bin ich heute viel Strasse gelaufen. In Samos stellte ich fest, dass ich eibe 5,2 km kürzere Strecke hatte als die anderen. Von Samos nach Sarria bin ich mir noch nicht sicher. Aber es wird auch wieder mindestens 1 - 5 km weniger gewesen sein. Das lange gehen auf Asphalt hat für mich deutlich an Schrecken verloren.

Morgen ist ein neuer Tag. Hoffe mal der Muskelkater hat sich morgen wieder verzogen.

Samstag, 16. April 2022 - 20:35 Uhr
Wunderschön

Wunderschön

Samstag, 16. April 2022 - 20:34 Uhr
Walter aus Peru

Walter aus Peru vor dem Pilgerdenkmal.

Samstag, 16. April 2022 - 20:30 Uhr
O Cebreiro - Triacastela

Mit einem Traumhaften Sonnenaufgang ging es heute los.
Ich traf schon bei der Herberge auf einen Peruanischen Pilger. Er ha 9 Jahre in Köln gelebt, weshalb er sehr gut Deutsch spricht. Seine Frau ist Französin, weshalb er auch Französisch spricht. Sein Name ist Walter. NEIN ich habe mich nicht verschrieben! Der Mann kommt aus Peru und heisst Walter!

Nach einiger Zeit meldete ich, er dürfe gerne schneller laufen, ich bräuchte sowieso etwas mehr Zeit. Es ging nämlich hin und wieder einen Berg hoch.
Eine der letzten Teilstücke ging derart steil hoch, dass ich beinahe auf allen Vieren oben ankam.
Er fand sehr schnell in einem Café zwei Spanisch sprechende Pilger. Ich hingegen war heute froh etwas Zeit alleine verbringen zu können.
In dieser wunderschönen Umgebung empfand ich Dauergespräche komplett unangebracht.

In Triancastela muss man den Pulpo ausprobieren! Das habe ich dann auch gemacht.

Freitag, 15. April 2022 - 15:57 Uhr
Noch mehr Aussicht

Noch mehr Aussicht

Freitag, 15. April 2022 - 15:55 Uhr
Santiago de Compostela - O Cebreiro

Anreisetag um den Camino Frances zu starten.
Ich hatte grosses Glück. Nachdem wir in Serria in einen kleineren Bus umgestiegen sind, hat sich dieser Fahrer meiner erbarmt und mich bereits in O Cebreiro aussteigen lassen und nicht erst in Pedrafita do Cebreiro. So musste ich den Anstieg nicht auch noch bewältigen und konnte direkt auf die Suche nach der Gemeinde Herberge gehen. Diese sind in der Regel günstiger als die privaten.

Vom Bus aus habe ich bereits viel Vorgeschmack auf den Weg bekommen. Mein Gott ist das schön hier! Berge, Täler, Grün, farbig! Schlicht eine unglaubliche Aussicht!
Wie ich mich auf die nächsten Tage freue.

Donnerstag, 14. April 2022 - 18:51 Uhr
Santiago de Compostela

Heute musste ich Leonor ziehen lassen. Das tat mal so richtig weh! Aber ich weiss, dass ich zu ihr reisen dürfte. Das tröstet mich ein kleines bisschen.

Anschliessend musste ich erst einmal meine Wäsche im Waschsalon waschen gehen. Draussen vor der Türe sah ich dann plötzlich eine der Belgischen Pilgerinnen, die wir ab Tui, auch immer mal wieder auf dem Weg getroffen haben.

Nun hiess es also meine Pläne neu zu sortieren. Dazu ging ich wieder ins Pilgerbüro. Allerdings in einen anderen Teil wo sie eine Information haben. Heute sind ganz klar deutlich mehr Pilger eingetroffen. Vor dem Pilgerbüro standen sie bereits Schlange! Ich konnte Gottlob vordrängeln weil ich ja keine Compostela mehr benötigte.
Die Frau in der Information zeigte mir dann wie die Höhenprofile für nach Fisterra und der Camino Ingles so wären. Und wie der Unterschied dazu der Camino Frances im Galizischen Teil wäre.
Ich sagte ziemlich schnell: Oh Gracias, pero no!
Morgen werde ich also mit dem Bus nach Pedrafito do Cebreiro fahren, zu Fuss nach O Cebreiro gehen, dort wahrscheinlich übernachten und dann am Ostersamstag starten zu weiteren ca. 152 km bis Santiago de Compostela.
Diesmal möchte ich wirklich alleine laufen. Ich brauche diese ca. 8 Tage um zu mir zu finden und mir die letzten 10 Tage durch den Kopf gehen zu lassen.

Klar ist: Das Pilger Virus hat mich komplett gepackt! Das werde ich wahrscheinlich nie wieder los!
Es ist ein sehr spezieller Spirit auf dem Weg.
Ich freue mich auf morgen.

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